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18.06.2007

Liefer-Engpass für FSME-Impfstoff

Liefer-Engpass für FSME-Impfstoff: Impfempfehlungen bis September 2007

Aufgrund der aktuellen Verknappung von FSME-Impfstoff hat das Paul-Ehrlich-Institut in Abstimmung mit den Herstellern eine Entscheidungshilfe zum optimalen Impfstoffeinsatz erarbeitet.

Das Diagramm und weitere Informationen sind unter www.pei.de abrufbar. Laut PEI sollten Personen mit konkretem Expositionsrisiko mindestens zwei Impfungen haben bzw. erhalten. Diese Vorgehensweise beruhe auf der Tatsache, dass mit zwei Impfdosen eine Serokonversionsrate von > 90% erzielt würde und dass damit ein auffrischbarer Impfschutz gewährleistet sei, so das Institut. In Zeiten der Impfstoffverknappung können die verfügbaren FSME-Impfstoffe als austauschbar angesehen werden.

Kommentar: Hintergrund der gestiegenen Nachfrage sind nach Angabe des PEI der warme Winter (frühere und höhere Zeckenaktivität), eine im Vergleich zum Vorjahr um 546 Fälle höhere Anzahl von FSME-Infektionen sowie die aktuelle Definition der „FSME-Risikogebiete“ durch das RKI, wodurch 33 zusätzliche FSME-Risikogebiete ausgewiesen wurden. Produktions-Probleme der Hersteller werden vom PEI nicht genannt. Der aktuelle Liefer-Engpass zeigt erneut, dass Deutschland das Impfen nicht professionell betreibt. Länder mit einem Impfprogramm, in dem Behörden, Hersteller, Expertenkommissionen und Politik an einem Tisch sitzen, hätten den Engpass bei Umstellung der „FSME-Risiko-Karte“ wohl erkannt. In Deutschland gibt es nicht einmal eine offizielle Plattform, die ein Gespräch der am Impfen Beteiligten ermöglicht. (HJS)

Letzte Änderung: 2012-08-16 09:03:34

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18.06.2007

Kawasaki-Syndrom nach Rotavirus-Impfung

Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA (Food and Drug Administration) hat das Kawasaki-Syndrom (mukokutanes Lymphknotensyndrom) in die Produktinformation von RotaTeq® aufgenommen. Weder die FDA noch die CDC (Centers for Disease Control and Prevention) sehen darin einen Anlass, Warnungen bezüglich RotaTeq® herauszugeben, sehen sie noch Anlass, die bestehende generelle Impfempfehlung zu ändern. In klinischen Studien vor Zulassung des Impfstoffs wurden bei Kindern im ersten Lebensjahr 5 Fälle des Kawasaki-Syndroms beobachtet, 3 weitere Fälle sind seit der Zulassung im Februar 2006 über das Routineüberwachungssystem (vaccine adverse event reporting system, VAERS) gemeldet worden. In der Folge identifizierten die CDC einen weiteren unbestätigten Fall im Rahmen des VSD (Vaccine Safety Datalink)-Projektes. Die FDA betont, dass die Anzahl der beobachteten Fälle des Kawasaki-Sydroms nicht die zu erwartende Fallzahl in dieser Altersgruppe überschreitet. Die geänderte Produktinformation dient allein dazu, die Öffentlichkeit zu informieren.

Die Impfung gegen Rotaviren wird in den USA allen Säuglingen empfohlen, geimpft wird mit  RotaTeq ® im Alter von 2, 4 und 6 Monaten. Schätzungsweise 6 Millionen Dosen RotaTeq sind bis zum 8. Juni 2007 in den USA ausgegeben worden. Etwa 4.000 Fälle des Kawasaki-Syndroms treten jährlich in den USA auf, meist bei Kindern unter 5 Jahren. In klinischen Studien der Phase III trat innerhalb des Beobachtungszeitraums von 42 Tagen nach Impfung bei 5 von 36.150 geimpften Kindern ein Kawasaki-Syndrom auf im Vergleich zu 1 von 35.536 Plazebo-Empfängern. Es gibt bislang keinen Hinweis auf einen kausalen Zusammenhang mit der Impfung – ebenso wie die Ursachen des Syndroms insgesamt unbekannt sind. Diskutiert wurden hier Faktoren wie z. B. nahe am Wasser zu wohnen oder Kontakt zu Teppichreiniger. Die Diagnose wird allein anhand der Symptome gestellt. Dennoch rufen FDA und CDC Personal im Gesundheitsdienst sowie die Öffentlichkeit zu mehr Aufmerksamkeit gegenüber Fällen des Kawasaki-Syndroms nach Impfung auf. (HTR)

Kommentar

Da man die Ätiologie des Kawasaki-Syndroms nicht kennt, ist es natürlich nicht sicher möglich, einen Kausalzusammenhang zwischen Impfung und Kawasaki-Krankheit auszuschließen. Bei jeder Art der Erfassung ist eine Fallhäufung in der Verumgruppe möglich, auch ohne dass ein kausaler Zusammenhang besteht. Manchmal findet man eben etwas, das man gar nicht gesucht hat. Das sollte aber aktuell Anlass sein, ähnlich gelagerte Fälle den Behörden zu melden – und das genau ist der Hintergrund für die Aufnahme des entsprechenden Hinweises in die Produktinformation durch die amerikanischen Behörden. (HJS)

Letzte Änderung: 2007-06-18 18:41:35

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22.06.2007

Kommentar: Erstattung von Reiseimpfungen

Einige gesetzliche Krankenkassen übernehmen für ihre Mitglieder die Kosten von Reiseimpfungen (siehe Artikel im Impfbrief 17.6. "Kaufmännische Krankenkasse erstattet Reiseimpfungen") Grundsätzlich freue ich mich als Kinder- und Jugendarzt über jede Möglichkeit fehlende Impfungen nachzuholen oder Patienten optimal für den Urlaub zu versorgen. Bisher waren diese Impfleistungen ausschließlich von den Patienten zu bezahlen.

Meiner Meinung nach sollte darüber nachgedacht werden ob das für Reiseimpfungen ausgegebene Geld nicht sinnvoller für Impfungen verwandt werden sollte, von denen Alle profitieren würden. Bisher gibt es z.B. noch keine Kostenübernahme für die Impfung gegen Rotaviren bei den jungen Säuglingen. Bei guten Durchimpfungsraten käme es zu einer dramatischen Abnahme dieser Erkrankung und zu erheblichen Einsparungen im ambulanten wie stationären Bereich. Auch die catch-up Impfung der über 2-jährigen Kinder gegen Meningokokken der Serogruppe C wird in einigen Bundesländern noch nicht von der GKV erstattet. Ganz zu schweigen von dem engen Zeitfenster zwischen 11.-14. Lebensmonat in dem die Varizellenimpfung z.B. in Bayern als Standardimpfung erstattet wird. Akzeptable Durchimpfungsquoten sind so sicher nicht zu erwarten. Eine Erstattung dieser Impfung hielte ich für sinnvoller. (Lindlbauer)

Letzte Änderung: 2007-06-22 18:52:12

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27.06.2007

UAW-Aufklärungsbedarf von STIKO aktualisiert

Die aktuelle Datenlage zu möglichen unerwünschten Wirkungen von Impfstoffen hat die STIKO am 25.Juni 2007 veröffentlicht. Neu aufgenommen: Die Bewertung von Adjuvantien

Ärzte müssen auch über seltene Impfrisiken aufklären. Aber welche Risiken haften einem Impfstoff „spezifisch“ an? Ist ein ursächlicher Zusammenhang erwiesen oder zumindest überwiegend wahrscheinlich? Die Datenlage ist oft unübersichtlich und kann vom einzelnen Arzt / der einzelnen Ärztin praktisch nicht beantwortet werden. Die Analyse der STIKO beruht auf fast 300 Literaturstellen und unterscheidet wie schon 2004 vier Kategorien:

  1. Lokal- und Allgemeinreaktionen als Ausdruck der normalen Auseinandersetzung des Körpers mit dem Impfstoff – sind in der Regel vorübergehend und klingen rasch und folgenlos wieder ab.
  2. Unter „Komplikationen“ sind Krankheiten/Krankheitserscheinungen gefasst, deren ursächlicher Zusammenhang mit der jeweiligen Impfung als gesichert oder überwiegend wahrscheinlich gilt.
  3. Krankheiten/Krankheitserscheinungen mit ungeklärtem ursächlichen Zusammenhang werden ebenfalls aufgeführt. Hier reicht die Datenlage einfach nicht aus für eine eindeutige Aussage.
  4. Hypothesen und unbewiesene Behauptungen sind ebenfalls ganz wichtig, denn um Schutzimpfungen kursieren immer wieder Gerüchte oder einzelne Studien werfen einen Verdacht auf, aber dessen Widerlegung z. B. 3 Jahre später wird kaum wahrgenommen. Hier wird festgehalten, was in das „Reich der Lüge“ zu verbannen ist.

Die STIKO hat sich dazu entschieden, auch weiterhin Impfstoffe aufzuführen, die zwar zugelassen, aber auf dem deutschen Markt nicht mehr verfügbar sind:

  • Diphtherie-Tetanus (DT)
  • Diphtherie-Tetanus-azellulär Pertussis-Haemophilus influenzae Typ b (DTaP-Hib)
  • Diphtherie-Tetanus-azellulär Pertussis-Poliomyelitis (DTaP-IPV)
  • Haemophilus influenzae Typ b (Hib)
  • Haemophilus influenzae Typ b-Hepatitis B (Hib-HB)
  • Mumps
  • Masern-Mumps (MM)
  • azellulär Pertussis (aP)
  • Röteln

Was ist neu?

Wesentliche Änderungen in der Übersicht sind unter anderem die Bewertungen zu Thiomersal- und Aluminium-haltigen Adjuvantien.Für die Praxis: Die verfügbare Evidenz spricht gegen einen kausalen Zusammenhang zwischen einer Impfung mit einem Thiomersal-haltigen Produkt und dem Entstehen von Autismus oder andere Störungen des Gehirns. Für die geringen Mengen Aluminium in Impfstoffen ist ein systemisches Toxizitätsrisiko ausgeschlossen.

Neu hinzugekommen sind die Impfstoffe gegen Cholera, Humanes Papillomvirus (HPV), Masern-Mumps-Röteln-Varizellen (MMR-V) und Rotaviren.

Zum plötzlichen Kindstod (SIDS) nach Sechsfachimpfung wird die aktuelle Datenlage im Abschnitt „Hypothesen und unbewiesene Behauptungen“ nochmals ausführlicher erläutert. Untermauert wurde die Erkenntnis, dass eine Masern-/oder MMR-Impfung keinen Autismus auslöst. Nach Gabe von Pneumokokken-Konjugatimpfstoff kann eine Impfung mit Polysaccharidimpfstoff eine ausgeprägte Lokalreaktion induzieren. Seit 2004 haben weitere Studien bestätigt, dass eine Hepatitis-B-Impfung keine MS auslöst oder deren Progression begünstigt.

Nach FSME-Impfung im Kindesalter ist es ungeklärt, ob ein akuter Schub einer Multiplen Sklerose (MS) oder einer anderen demyelinisierende Erkrankung ausgelöst oder verursacht werden kann. Es gibt weiterhin keinen Beleg dafür, dass die MMR-Impfung eine Enzephalitis oder eine SSPE auslösen könnte. Alle verfügbaren Virus Isolate von SSPE-Opfern hatten Wildvirus-Seuqenzen. (HTR)

Kommentar

Neben dem STIKO-Impfplan sind diese nun in der zweiten Auflage erschienenen Hinweise der Kommission zu Nebenwirkungen von Impfstoffen das wichtigste Dokument der Kommission für die Impfärzte in Deutschland. Hier kann man nicht nur die verfügbare Evidenz zu einzelnen Impf-Komplikationen nachlesen, sondern sich in kürzester Zeit auch über den aktuellen Stand des (Un-) Wissens zu einzelnen Komplikationen informieren. Kaum etwas ist schwerer in der Medizin, als Kausalität von Koinzidenz zu unterscheiden. „Ausschließen“ kann man nie etwas, zumindest mit den Methoden der Epidemiologie. Es steht außer Frage, dass nach Pertussis-Impfung Hirnschäden auftreten – aber die Impfung verursacht sie nicht. Es ist daher außerordentlich erfreulich, dass in dem STIKO-Dokument der Stand der Diskussion festgehalten wird – und nicht kategorisch Kausalität abgelehnt oder unterstellt wird. STIKO25/07 gehört auf den Schreibtisch eines jeden Impfarztes! (FS)

Letzte Änderung: 2007-06-27 15:58:44

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03.07.2007

Impfungen jetzt Pflichtleistungen der Krankenkassen

Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat am 22. Juni dem Bundesministerium für Gesundheit einen Beschlussentwurf vorgelegt, welche Impfungen in Zukunft Pflichtleistungen der Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) sein werden. Der G-BA folgte dabei offensichtlich eng den vorausgegangenen Empfehlungen der STIKO. So werden die Kosten der Impfung gegen Humane Papillomviren im Alter von 12 bis 17 Jahren in Zukunft von den gesetzlichen Kassen getragen, weiterhin ausgeschlossen bleiben Reiseimpfungen und strikt beruflich bedingte Impfungen. Der Beschluss zu den ab 1. Juli gültigen Pflichtleistungen der GKV ist jetzt unter http://www.g-ba.de/informationen/beschluesse/440/ einsehbar. (HTR, HJS)

Letzte Änderung: 2007-07-03 18:04:25

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30.07.2007

Neue STIKO-Empfehlungen veröffentlicht

Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) hat ihre Impfempfehlungen aktualisiert und im Epidemiologischen Bulletin 30/2007 veröffentlicht.

Bei mehreren Impfungen wurden Anwendungshinweise geändert oder Empfehlungen präzisiert. Dies betrifft insbesondere die Schutzimpfungen gegen Masern, Mumps Röteln („MMR“), Hepatitis A, Hepatitis B, Meningokokken, Pneumokokken und FSME. (HTR)

Letzte Änderung: 2007-07-30 10:12:53