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26.01.2015

Editorial - Von einer Kommission, die auszog, das Impfen zu lehren

[Aufgrund des starken Interesses, wird das Editorial aus der Ausgabe Januar 2015 öffentlich gestellt:]

Am 24. Juni 2009, also vor fünfeinhalb Jahren, beschloss die 82. Gesundheitsministerkonferenz (GMK) einstimmig die Erarbeitung eines "Nationalen Impfplans" für die Bundesrepublik Deutschland. Im Dezember 2011 wurde er nach einer Verzögerungen von zweieinhalb Jahren veröffentlicht. Nun war „nur noch“ zu klären, wer seine Umsetzung überwachen und ihn weiter entwickeln sollte. Schon mit Veröffentlichung des Planes wurde festgestellt, dass dafür eine gesonderte Geschäftsstelle notwendig sei. Andernfalls würde die Koordination jedes Jahr mit dem Vorsitz der GMK wechseln. Im Mai 2013 wurde bekannt gegeben, dass das Bundesgesundheitsministerium (BMGS) inzwischen eine Zusage zur hälftigen Finanzierung der Geschäftsstelle gemacht habe, die andere Hälfte werde von den Ländern getragen. Im Laufe des folgenden Jahres kristallisierte sich zudem heraus, dass eine „Lenkungsgruppe“ der Geschäftsstelle inhaltlich zuarbeiten soll. Die vorgesehenen zwei MitarbeiterInnen der Geschäftsstelle sollen vor allem administrative Aufgaben übernehmen, z.B. Internetauftritt, Abstimmungsvorgänge (siehe auch Impfbrief April 2014).

[Grafik siehe Impfbrief Januar 2015]
Abbildung 1: Struktur der Geschäftsstelle des Nationalen Impfplans soweit bisher bekannt bzw. geplant. Quelle: Nationale Konferenz „Fortschritte und und notwendige Maßnahmen zur Erreichung der Elimination der Masern und Röteln in Deutschland“, 11.12.2014, Berlin

So weit, so gut. Den Zuschlag für die Geschäftsstelle erhielt im Herbst 2013 Bayern. Mittlerweile waren mehr als 4 Jahre vergangen, seit die GMK einen Nationalen Impfplan beschlossen hatte. Nach dem Bund hatten auch die Länder ihren Teil der Finanzierung der Geschäftsstelle zugesagt und dann....passierte erstmal nichts.

Wer sich zuerst bewegt, hat verloren?

Man könnte annehmen, dass es gravierende Widerstände sind, an denen ein so richtungsweisendes bundesweites Projekt wie der Nationale Impfplan scheitert. Früher war es die Grippepandemie, dann die Komplexität unseres Gesundheitswesens, aktuell ist es ein Streit zwischen Bund und Ländern, wie die beiden allseits zugesagten Personalstellen genau zu finanzieren sind. Während der Bund seinen Anteil gerne als freiwillige – also jederzeit streichbare – Leistung festgeschrieben sehen möchte, beharren die Länder darauf, dass der Bund seinen Anteil fest zusagen soll.

Kaum zu glauben: Nach sechs Jahren und zwischenzeitlich drei Nationalen Impfkonferenzen, teilweise hitzigen und langwierigen Diskussionen, Einbindung aller Akteure des Gesundheitswesens, ist es dieser Punkt, der seit etwa einem Jahr den Nationalen Impfplan und damit praktisch alle konkreten, konzertierten Aktionen zum Thema Impfen in Deutschland blockiert. Es drängt sich die Assoziation auf, dass sich hier zwei Kinder schmollend gegenüberstehend: „Nein!“ „Doch!“

Die nächste Nationale Impfkonferenz steht im Juni 2015 an – wäre schön, wenn es bis dahin gelänge, die noch offenen Fragen zur Finanzierung zu lösen. Oder ist es eventuell beiden sogar Recht, dem anderen die Schuld zuschieben zu können? Es ist doch überaus bequem: Pläne machen sich gut. Auch Nationale Impfkonferenzen sehen nach außen hin gut aus – so lange niemand sich bewegt, muss man keine liebgewonnenen Besitzstände aufgeben, muss niemand einen Cent mehr ausgeben. Mein Vorschlag: Man lasse die kommende Nationale Impfkonferenz ausfallen und verwende das Geld für die Geschäftsstelle. Das dürfte für einige Jahre reichen und die Impfquoten würden endlich steigen.


Copyright: HTR/Bocks

Licht am Ende des Tunnels

Ist der Fortschritt im deutschen Impfwesen vollends blockiert? „Nein! Nicht ganz,“ könnte man analog einem berühmten Comic ausrufen, eine kleine Gruppe aktiver Impfbefürworter* leistet der Lethargie tapfer Widerstand.

Am 11.12.2014 luden das Robert Koch-Institut und das LGL Bayern, zukünftiger Träger der Geschäftsstelle, Fachleute aus den verschiedensten Bereichen des Gesundheitswesens ein (ohne Anspruch auf Vollständigkeit), um sich bezüglich der Maserneliminierung beraten zu lassen. Mehr als 50 Teilnehmer haben verteilt auf drei Arbeitsgruppen konkrete Maßnahmen zusammen getragen, unter welchen Voraussetzungen eine Maserneliminierung bis 2018 tatsächlich machbar wäre.


Copyright: HTR/Bocks

Erstmals sind im Entwurf des Nationalen Aktionsplans zur Maserneliminierung, der sich als Fortschreibung des Nationalen Impfplans versteht, konkrete Ziele wie etwa Durchimpfungsraten und Zeitlinien enthalten. Das Fehlen solcher Ziele war zuvor stark kritisiert worden. Die Nationale Verifizierungskommission Masern/Röteln (NAVKO) möchte aber noch einen Schritt weiter gehen: Bis 2018 soll WIRKLICH ein größerer Anteil der Bevölkerung gegen Masern geimpft sein als jetzt. In Diskussion ist sogar eine Massenimpfaktion gegen Masern in Deutschland. Sinnvolle Altersgruppen wären vermutlich Jugendliche und junge Erwachsene.
Vor den 101 kleinen und großen Hindernissen, die im Nationalen Impfplan dezidiert aufgeführt sind und ständig thematisiert werden, werden nicht die Waffen gestreckt, sondern jeder einzelne Akteur wird gefragt: Was können Sie in Ihrem Bereich dazu beitragen, dass morgen noch mehr Kinder und junge Erwachsene gegen Masern geimpft sind als heute?

Diese Frage sei auch an alle unsere Leser gerichtet!

Seit etwa 10 Jahren stagniert die Masernelimination in Deutschland. Es muss also etwas bewegt werden, das bisher noch nicht bewegt wurde. Die Zeit, auf „die anderen“ zu zeigen, muss vorbei sein! Mit dem hoffentlich bald in Kraft tretenden Präventionsgesetz gibt es zudem eine Reihe lange geforderter Möglichkeiten, auch Impfungen zu fördern, etwa die Pflicht zur Impfberatung vor Eintritt in den Kindergarten. Der Weg bis hierher war steinig und wird ganz sicher auch in Zukunft nicht einfacher, aber die Mühe lohnt sich. Vieles spricht dafür, dass wir durch die Veränderungen, die die Maserneliminierung erfordern, quasi „nebenbei“ ein deutlich effizienteres Gesundheitssystem erhalten. Seien wir optimistisch!

Heike Thiesemann-Reith
(Chefredaktion www.impfbrief.de)


* Alle aktiven Impfbefürworter in den Praxen, in den Gesundheitsämtern, den Kliniken, Behörden und Betrieben bitte ich für diese dramaturgische Zuspitzung um Verständnis. Selbstverständlich wären wir ohne Ihre kontinuierliche Arbeit bei der Maserneliminierung noch nicht so weit.

Letzte Änderung: 2015-01-27 11:25:33

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02.02.2015

Masernausbruch in Berlin weitet sich aus

Die Anzahl der Neuerkrankungen in Berlin ist auch in dieser Woche weiter angestiegen.

Seit der 41. KW 2014 bis zum 28. Januar 2015 sind in Berlin insgesamt 375 Masernfälle aufgetreten, heißt es dazu im aktuellen Epidemiologischen Bulletin vom 2. Februar 2015 sowie in den gemeinsamen Informationen der KV Berlin und des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (LAGeSo). Allein im Jahr 2015 waren es bislang 254 Fälle.

Mit 57% sind hauptsächlich nach 1970 geborene Erwachsene betroffen. 89% (298/335) aller Fälle gaben an, nicht geimpft zu sein. Für 104/375 (28%) der Fälle ist angegeben, dass sie stationär behandelt werden mussten. Von diesen stationär aufgenommenen Fällen waren 57% in der Altersgruppe der 18-43 jährigen. Todesfälle sind bisher nicht aufgetreten. (HTR)

Letzte Änderung: 2015-02-02 11:52:23

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23.02.2015

Kleinkind in Berlin tot durch Masern

In Berlin starb ein anderthalbjähriger Junge an Masern. Das gab die Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales am 23. Februar 2015 bekannt.

Laut Pressemitteilung erkrankte der Junge aus dem Bezirk Reinickendorf am 12. Februar mit Fieber und entwickelte im weiteren Verlauf Husten und den maserntypischen Hautausschlag. Am 14. Februar musste er stationär aufgenommen werden. Der Junge verstarb in der Klinik am 18. Februar. Das Kind war nicht gegen Masern geimpft. Es hatte keine chronischen Vorerkrankungen.

[Update 10.3.2015: Nach Auskunft der Charité lag bei dem Jungen eine bislang nicht bekannte Vorerkrankung vor, die ohne die Masernerkrankung nicht zum Tod geführt hätte. Insofern seien die Masern ursächlich für den Tod.]

Wie häufig ist der Tod durch Masern?

Statistiken zu Maserntoten sind nicht einfach zu erhalten. Als Todesursache werden nicht immer "Masern" vermerkt, sondern beispielsweise Lungenentzündung oder Enzephalitis. Auch das Alter der Erkrankten spielt eine Rolle. Dennoch ist aus Epidemien in Europa bekannt, dass etwa auf 1.000 bis 2.000 Kranke ein Todesfall kommt. Dazu zählen auch die Tode durch den fortschreitenden Zerfall des zentralen Nervensystems (SSPE), die erst mehrere Jahre nach einer Epidemie auftreten (siehe z.B. http://aktion-max.de/).

Daten aus dem Erfassungssystem für seltene Krankheiten (ESPED) belegen, dass zwischen 2003 und 2009 insgesamt 39 Kinder (95% Konfidenzintervall 29,2 - 48) an einer SSPE (subakute sklerosierende Panenzephalitis) erkrankt sind. Daraus resultiert bei Kindern unter 5 Jahren ein Risiko von 1:1.700 bis 1:3.300, durch Masern an SSPE zu erkranken (Impfbrief August 2013)

Aktuelle Daten aus Europa

Europaweit gab es rund 10.270 Masernfälle im Jahr 2013. Deutschland gehörte mit zu den fünf Spitzenreitern. Für 3 Patienten verliefen die Masern tödlich, 8-mal mit Enzephalitis. Im aktuellsten durch die ECDC analysierten Zeitraum (Oktober 2013 bis September 2014) traten eurpaweit (EU/EWR-Länder)  mehr als 4.700 Masernfälle auf, darunter ein Todesfall und 5 Masernenzephalitiden.  Deutschland, Italien und die Niederlande zeichneten in diesem Zeitraum für 61% der Fälle verantwortlich. 80% der Erkrankten waren ungeimpft. (HTR)

weiterführende Links
Masernticker
Stand der Maserneliminierung in Deutschland
Masern in Europa 2010
Masern in Europa 2012-2013
Masern in Deutschland - Analyse von 2013
Wie denken die Deutschen über Impfungen?
Analyse zur Impfpflicht Ja oder Nein
Impfpflicht oder Impfmanagement?
Individuum vs. Gesellschaft - wie impft man ethisch?


Letzte Änderung: 2015-03-10 17:16:38

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26.02.2015

Jetzt alle Berliner zum Impf-Check

Allen Erwachsenen und Kindern in Berlin wird seit dem 6. Februar 2015 empfohlen, den eigenen Masern-Impfschutz in der Arztpraxis überprüfen zu lassen.
Insbesondere sind alle zum Impfcheck aufgerufen, die nach 1970 geboren wurden.
Die Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit für Soziales greift laut Pressemitteilung zu dieser Maßnahme angesichts des aktuellen Masernausbruchs in der Bundeshauptstadt.  (HTR)

Kommentar

Wer vorab einen Eindruck vom eigenen Masern-Impfstatus gewinnen möchte, kann den Schnell-Check der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung nutzen: www.impfen-info.de/impfcheck/

Übrigens haben Jugendliche und junge Erwachsene in Deutschland aktuell die größten Impflücken. Insgesamt ist es daher bundesweit eine sinnvolle Maßnahme, etwa anlässlich der Europäischen Impfwoche (20.-25. April 2015) den Impfschutz überprüfen zu lassen. (HTR)

Letzte Änderung: 2015-02-26 16:42:19

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06.03.2015

ACIP empfiehlt Aufnahme von HPV9 in Impfkalender

Das US-amerikanische "Advisory Committee on Immunization Practices" (ACIP) hat sich im Rahmen seines Treffens vom 26. Februar 2015 für die Aufnahme des neunvalenten HPV-Impfstoffs (HPV9) in der Impfkalender für Jugendliche ausgesprochen. Weitere Details sind noch nicht bekannt. HPV9 richtet sich neben  HPV6/11/16/18 auch gegen HPV31/33/45/52/58.

Die Bewertung nach GRADE vom Oktober 2014 ist hier einsehbar:
www.cdc.gov/vaccines/acip/meetings/downloads/slides-2014-10/HPV-04-Petrosky.pdf
Daten zu Impfraten und anderen relevanten Informationen rund um die Impfung gegen HPV in den USA, die ebenfalls im Rahmen des Oktober-Meetings vorgestellt wurden, sind hier einsehbar: www.cdc.gov/vaccines/acip/meetings/downloads/slides-2014-10/HPV-05-Markowitz.pdf
(HTR)

Letzte Änderung: 2015-03-06 08:47:18

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10.03.2015

Bessere Standards für Influenzaimpfstoffe: FLUCOP

Wie das Paul-Ehrlich-Institut am 10.3.2015 in einer Pressemitteilung bekannt gab, ist es Partner im europäischen Projekt FLUCOP, das am 1. März seine Arbeit aufnahm. Ziel ist es, bis 2020 die serologischen Testmethoden zum Immunogenitätsnachweis saisonaler Grippeimpfstoffe zu verbessern und zu standardisieren. Diese Standards werden dann in der Zulassung angewendet.

Mittelfristig sollen die Ergebnisse klinischer Prüfungen saisonaler Grippeimpfstoffe aus verschiedenen Ländern besser miteinander vergleichbar sein. Langfristig versprechen sich die Forscher von der Initiative verbesserte und evidenzbasierte serologische Schutzkorrelate der Impfstoffe für bestimmte Altersgruppen.

Insgesamt 22 öffentliche und private Forschungseinrichtungen in Europa engagieren sich in dem Projekt mit einem Gesamtbudget von 13,9 Millionen Euro. Finanziert wird das Programm durch die Kooperation öffentlicher und privater Geldgeber. So werden 6,1 Millionen Euro von IMI bereitgestellt, in der die Europäische Union und europäische pharmazeutische Unternehmen kooperieren. (HTR)

Letzte Änderung: 2015-03-10 17:13:49

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27.03.2015

9-valenter HPV erhält positives Gutachten von der europäischen Zulassungsbehörde

Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der europäischen Zulassungsbehörde für Arzneimittel (EMA) hat am 27. März 2015 zum 9-valenten Impfstpff gegen Humane Papillomaviren (HPV9, Gardasil 9; SPMSD) ein positives Gutachten abgegeben.

Der Impfstoff induziert eine Immunantwort gegen die HPV-Typen 6, 11, 16, 18 und 31, 33, 45, 52 sowie 58 und richtet sich gegen die Krankheitsbilder Zervix-, Vulva-, Anal- und Vaginakarzinom, präkanzerösen Zervix-, Vulva-, Anal- und Vaginaläsionen sowie Genitalwarzen.

Er ist für Jungen und Mädchen ab einem Alter von 9 Jahren zugelassen. Das Impfschema umfasst 3 Dosen nach dem Schema 0-2-6 Monate. Die Sicherheit des Impfstoffs wurde in 7 Studien mit insgesamt 23.000 Probanden untersucht.

Weitere Informationen zum europäischen Zulassungsverfahren für Arzneimittel siehe hier

Eine aktuelle Studie zu HPV9 siehe N Engl J Med. 2015 Feb 19;372(8):711-23

Die Inhalte der jeweiligen CHMP-Gutachten werden im EPAR (European Public Assessment Report) veröffentlicht. (HTR)

Letzte Änderung: 2015-03-27 15:22:56

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08.05.2015

Masern behindern Immunsystem bis zu 3 Jahre lang

Es ist seit langem bekannt, dass Masern einige Wochen bis Monate nach der Erkrankung eine größere Anfälligkeit für andere Infektionskrankheiten hinterlassen. Dieser Effekt hält noch 2 bis drei Jahre nach der Erkrankung an, berichten jetzt Mina et al. im Fachmagazin Science (8 May 2015: Vol. 348 no. 6235 pp. 694-699). Sie beobachteten, dass in Industrieländern die Mortalität durch andere Infektionskrankheiten eng an die Maserninzidenz gekoppelt war. (HTR)

Weiterführender Link: Ärzte Zeitung online, 07.05.2015

Letzte Änderung: 2015-05-08 09:23:39

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12.05.2015

Rotaviren-Impfung in Frankreich ausgesetzt

Am 07. Mai 2015 hat der Rat für öffentliche Gesundheit in Frankreich (Haut Conseil de la Santé Publique) die Empfehlung zur Impfung gegen Rotavirus-Gastroenteritis im Rahmen der Grundimmunisierung von Kindern zurückgenommen. Das Paul-Ehrlich-Institut veröffentlichte dazu am 11.5.2015 einen ausführlichen Kommentar. Darin heißt es unter anderem, dass die Häufigkeit von Invaginationen in Deutschland ca. 60 – 100 Fälle auf 100.000 Säuglinge innerhalb des ersten Lebensjahres betrage. Die meisten würden in einem Alter von 6,4–12,5 Monaten auftreten.
Das zusätzliche Risiko einer Invagination für beide RV-Impfstoffe wird in Deutschland auf ca. 1 bis 2 zusätzliche Fälle pro 100.000 geimpfte Kinder innerhalb der ersten Woche nach der ersten RV-Impfung geschätzt (Epidemiologisches Bulletin 35/2013).
Die im Impfbrief März 2015 vorgestellten Ergebnisse zur generellen Rotavirenimpfung in Brandenburg zeigen, dass Krankenhausaufenthalte drastisch sinken.

In den USA und Australien wurden in verschiedenen Studien zwischen 1,36 und 6 zusätzlichen Fälle pro 100.000 Säuglingen pro Jahr bei einer Hintergrundinzidenz von 33 bis 101 Fällen pro 100.000 Säuglingen im Alter von unter einem Jahr pro Jahr beobachtet (Impfbrief November 2013, Impfbrief Februar 2014).

Eine britische Kostenanalyse ging von schätzungsweise 35 zusätzlichen Invaginationen pro Jahr aus. Gleichzeitig verhindere der Impfstoff pro Jahr bei Kindern unter 5 Jahren drei Rotavirus-bedingte Todesfälle, 13.000 Rotavirus-Hospitalisationen, 27.000 Besuche beim Notarzt und 74.000 Besuche beim Allgemeinarzt (Impfbrief September 2014).

Frankreich setzte Hepatitis-B-Impfung aus

Bereits am 1. Oktober 1998 war in Frankreich die Hepatitis-B-Impfung aus Angst vor Multipler Sklerose als Nebenwirkung ausgesetzt worden. Dem waren zahlreiche Medienkampagnen vorausgegangen. Auch in anderen europäischen Ländern wurde daraufhin verstärkt darüber diskutiert. Ein Zusammenhang mit der Impfung ist bis heute nicht belegt (www.aerzteblatt.de/pdf/96/39/a2421.pdf). Schon seit mehreren Jahren wird die Hepatitis-B-Impfung in Frankreich wieder generell empfohlen. (HTR)

Nachtrag: Stellungnahme der STIKO vom 12.5.2015

Letzte Änderung: 2015-05-13 08:40:00

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12.05.2015

Wie erfolgreich ist die Impfung gegen Rotaviren im Land Brandenburg?

Einflussfaktoren auf die Inanspruchnahme

Gabriele Ellsäßer, Claudia Siffczyk, Abteilung Gesundheit im Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz

[Artikel aus dem Impfbrief März 2015,  öffentlich gestellt aufgrund des aktuellen Interesses an der Impfung gegen Rotaviren]

Hintergrund

Rotaviren sind weltweit Hauptursache akuter schwerer Durchfallerkrankungen (Bass et al.: Pediatr Rev. 2007 May;28(5):183-91). Auf Grund fehlender Immunität besteht das höchste Risiko für Säuglinge und kleine Kinder (2,3), wegen einer schnellen Dehydratation schwer zu erkranken und stationär behandelt werden zu müssen (4). Die Erkrankungsausbrüche betreffen insbesondere Kinder in Kindertagesstätten (5). Seit 2006 sind europaweit zwei lebendattenuierte orale Rotavirusimpfstoffe verfügbar.

Methodik

  • Deskriptive epidemiologische Analyse der nach Infektionsschutzgesetz (IfSG) gemeldeten Rotavirus-Gastroenteritiden bei Brandenburger Säuglingen im Zeitraum 2002-2014 (differenziert nach Hospitalisierung). 
  • Im Zeitverlauf ab 2012 parallele Darstellung der Rotavirus-Impfquoten bei kleinen Kindern (2,5 bis 3,5 Jahre) auf der Basis der Dokumentation der ärztlichen Untersuchung kleiner Kinder in Kindertagesstätten durch den Kinder- und Jugendgesundheitsdienst. 
  • Analyse dieser Daten nach geographischen sowie sozialen Kriterien (Erwerbsstatus).

Ergebnisse

Die Brandenburger infektionsepidemiologischen Daten zeigen für das Jahr 2006 einen Erkrankungsgipfel der gemeldeten Rotavirus-Gastroenteritiden bei Säuglingen: 929 Meldungen, darunter 461 Krankenhausbehandlungen. Seit Einführung der beiden lebendattenuierten Impfstoffe im Jahr 2006 ist ein kontinuierlicher und deutlicher Rückgang der gemeldeten Erkrankungszahlen bei Säuglingen zu beobachten (ambulant und stationär) (Abb.1). Bereits Jahre vor der STIKO-Empfehlung einer Rotavirus-Standardimpfung (2013) ist ein starker Rückgang der Krankheitslast bei Säuglingen durch die Impfung der niedergelassenen Kinder- und Jugendärzte in Brandenburg zu beobachten. Im Zeitraum von 2006 bis 2013 insgesamt Abnahme der gemeldeten Fälle um 80%  (5 Rotavirus-Gastroenteritiden auf rund einen Fall je 100 Säuglinge) und der Hospitalisierungsraten um 72% (2,5  auf 0,7 Fälle pro 100 Säuglinge). In 2014 erreichten die gemeldeten Rotavirus-Gastroenteritiden einen Tiefstand mit insgesamt 115 Meldungen, darunter 78 hospitalisierte Säuglinge (Abb.1).

Abbildung 1: Rotavirus-Gastroenteritiden bei Säuglingen in Brandenburg im Zeitraum 2002-2014,  Fälle je 100.000 der Altersgruppe, Meldedaten nach IfSG 

In 2012 waren 27,2%  der untersuchten kleinen Kinder mit vorliegendem Impfausweis (n=11.871) gegen Rotaviren geimpft. Die Impfquote verdoppelte sich bereits zwei Jahre später (58,1% / n=12.403 Impfausweise). Parallel hierzu nahmen die gemeldeten Erkrankungsfallzahlen bei den Säuglingen um 45% ab (von  211 auf 115) (Abb. 2).

Abbildung 2: Rotavirusimpfung bei kleinen Kindern (2,5-3,5 Jahre) in Brandenburg im Zeitraum 2012 – 2014,   in % überprüfter Impfausweise  


Es bestehen jedoch erhebliche geographische und soziale Disparitäten. Die Spanne der Impfraten lag im Jahr 2014 kreisbezogen bei 37 Prozentpunkten (zwischen 33% und 70%) (Abb.3).

Abbildung 3: Vollständige Rotavirusimpfung bei kleinen Kindern (2,5-3,5 Jahre) nach Kreisen in Brandenburg 2014, in % überprüfter Impfausweise

Kleine Kinder aus Familien mit mindestens einem erwerbstätigen Elternteil erreichten im Beobachtungszeitraum deutlich höhere Impfquoten als Kinder aus Familien mit nicht erwerbstätigen Eltern (2014: 60,9% vs. 38,9%, p<0,01) (Abb.4).

Abbildung 4:  Kleine Kinder  (2,5-3,5 Jahre) mit vollständiger Rotavirusimpfung nach Erwerbsstatus der Eltern, in %  überprüfter Impfausweise

Diskussion

Um neue Erkenntnisse zur Entwicklung von impfpräventablen Erkrankungen zu erhalten, ist es wichtig, die infektionsepidemiologischen Daten mit den verfügbaren Durchimmunisierungsraten bei kleinen Kindern zu verknüpfen. Die Brandenburger Surveillancedaten zeigen einen deutlichen Rückgang der Rotavirus-Morbidität im Säuglingsalter seit Einführung der Rotavirusimpfstoffe, andererseits aber auch, dass die Inanspruchnahme der Rotavirusimpfung vom Wohnort und von der sozialen Lage der Familien abhängig ist. In Brandenburg finden diese neuen Erkenntnisse derzeit Eingang in die Impfprävention. Junge Familien sollen durch das Netzwerk Gesunde Kinder verstärkt über den hohen Nutzen der Rotavirusimpfung aufgeklärt werden.

Literatur: (1) Bass ES et al. Rotavirus. Pediatr Rev. 2007/28: 183-191; (2) Parashar UD et al. Rotavirus and severe childhood diarrhea. Emerging Infectious Diseases, 2006, 12:304-306; (3) Parashar UD et al. Global illness and deaths caused by rotavirus diseases. Emerging Infectious Diseases, 2003, 9:565-572; (4) Robert Koch-Institut: Epidemiologisches Bulletin 2007, Nr. 2: 9-11; (5) Ellsäßer G et al. (2009) Rotavirus-Erkrankungen bei Kindern im Land Brandenburg und öffentliche Impfempfehlung. Der Impfbrief-online, www.impfbrief.de, Nr. 28

Letzte Änderung: 2015-05-12 17:46:06

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02.06.2015

Gestalten Sie mit: Die Zukunft des Impfens in Deutschland

Soll in Apotheken und Supermärkten geimpft werden? Brauchen wir wieder Reihenimpfungen in den Schulen? Mit diesen und anderen Fragen beschäftigt sich die 4. Nationale Impfkonferenz, die am 18. und 19. Juni 2015 in Berlin stattfindet. Von der ersten Konferenz dieser Art ging der Impuls aus, einen Nationalen Impfplan zu entwerfen.

Unter dem Motto  "Impfen schützt alle – Masern-Elimination ist machbar!" wird in es zahlreichen Arbeitsgruppen darum gehen, konkrete, schnell umsetzbare Lösungen für vorhandene Impflücken zu finden. Wer das Impfwesen mitgestalten möchte, ist hier genau am richtigen Ort.

Die Kongressbände der vergangenen Nationalen Impfkonferenzen sind kostenfrei herunter zu laden: http://nationale-impfkonferenz.de/veroeffentlichungen/

Die 4. Nationale Impfkonferenz wurde von der Ärztekammer Berlin mit 9 CME Punkten der Kategorie A anerkannt. (HTR)

Letzte Änderung: 2015-06-02 08:36:56

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19.06.2015

Verpflichtende Impfberatung vor Kita-Besuch beschlossen

Eltern von neuen Kita-Kindern werden in Zukunft nachweisen müssen, dass sie sich zuvor bezüglich empfohlener Schutzimpfungen ärztlich beraten ließen.

Am 18.6. hat der Deutsche Bundestag das Gesetz zur Stärkung der Gesundheitsförderung und der Prävention (Präventionsgesetz – PrävG) beschlossen. Neben anderen impfrelevanten Regelungen heißt es dort wörtlich:

"10a) Bei der Erstaufnahme in eine Kindertageseinrichtung haben die Personensorgeberechtigten gegenüber dieser einen Nachweis darüber zu erbringen, dass vor der Aufnahme eine ärztliche Beratung in Bezug auf den Impfschutz des Kindes erfolgt ist."

Zeitpunkt, Inhalt und Art des Beratungsnachweises bleibt in Landeshoheit. Darüber hinaus sind im Gesetz weitere Verbesserungen für das Impfwesen vorgesehen z.B. Erleichterungen für Impfaktionen des Öffentlichen Gesundheitsdienstes sowie der Arbeitsmedizinischen Dienste.

Ein interessanter Nebenaspekt ist, dass die Kita/Betreuungseinrichtung gegebenenfalls gleichzeitig erhobene Informationen zum Impfstatus für das Gesundheitsamt bereithalten muss, sofern das Amt dieses anordnet. (HTR)

Kommentar

Nach vielen Diskussionen und auch wenn nicht alle Akteure voll zufrieden sind, bedeutet die verpflichtende Impfberatung einen wesentlichen Schritt voran. Damit wurde ein deutliches politisches Statement abgegeben, welchen hohen Wert Impfungen für unsere Gesellschaft haben. Dennoch handelt es sich ausdrücklich nicht um eine Impfpflicht.

Weiterer Bonus: In Bundesländern, die die Gelegenheit beim Schopf packen und die verpflichtende Beratung nutzen, um weitere Impfdaten der Bevölkerung zu erheben, können Gesundheitsämter diese in Zukunft für ein gezieltes Ausbruchsmanagement nutzen. (HTR)

Letzte Änderung: 2015-06-24 07:58:16

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30.06.2015

Geschäftsstelle Nationaler Impfplan kann Arbeit aufnehmen

Am Rande der 88. Gesundheitsministerkonferenz (GMK), die am 24. und 25. Juni stattfand, zeichneten die Länder eine Verwaltungsvereinbarung, die der Geschäftsstelle des Nationalen Impfplans (siehe www.impfbrief.de/index.php?nav=30&uunav=1038) nun ermöglicht, ihre Arbeit aufzunehmen. Zuvor hatte die Finanzministerkonferenz im Mai 2015 dem Finanzierungsmodell zugestimmt.

Hintergrund

Bereits im Dezember 2011 wurde der Nationale Impfplan veröffentlicht und gleichzeitig festgestellt, dass eine gesonderte Geschäftsstelle notwendig sei, um seine Umsetzung zu überwachen und ihn weiter zu entwickeln. Im Mai 2013 wurde bekannt gegeben, dass das Bundesgesundheitsministerium inzwischen eine Zusage zur hälftigen Finanzierung der Geschäftsstelle gemacht habe, die andere Hälfte werde von den Ländern getragen. Die eingangs beschriebene Verwaltungsvereinbarung bringt dies nun zum Abschluss.

Weitere Fortschritte

Mit dem Präventionsgesetz hält die verpflichtende Impfberatung Einzug. Ein enormer Fortschritt für das Impfwesen in Deutschland.   

Außerdem hatten die Gesundheitsminister der Ländern bereits im Vorfeld der Nationalen Impfkonferenz der Veröffentlichung des Entwurfes des Masern-Röteln-Aktionsplans 2015-2020 zugestimmt. Damit haben sie sich bereit erklärt, stufenweise konkrete Durchimpfungsraten zu erreichen. Wir werden darüber ausführlich berichten.  (HTR)

Letzte Änderung: 2015-06-30 16:52:16

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20.07.2015

Aktuelle online-Befragungen zum Impfen

Sowohl das Robert Koch-Institut als auch die Universität Mainz führen aktuell impfbezogene online-Befragungen durch. Wir laden unsere Leser herzlich dazu ein, teilzunehmen:

Eine Masterarbeit im Bereich Gesundheitskommunikation richtet sich an alle:
www.soscisurvey.de/Impfen2015/

Eine Befragung des RKI richtet sich an Personen, die Kinder unter 18 Jahren haben oder die selbst schwanger sind bzw. deren Partnerin:
http://befragung.rki.de/grippeimpfung/
(HTR)

Letzte Änderung: 2015-07-20 16:11:15

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08.10.2015

Impfschemata für Flüchtlinge

Das Robert Koch-Institut hat in Ab­stim­mung mit der STIKO und den Bundesländern ein „Mindest-Impfangebot“ für Flüchtlinge entwickelt (Epi Bull 41/2015). Dabei wurde die epidemiologische Bedeutung der Krankheiten, das Risiko von Ausbrüchen und der Schweregrad möglicher Erkrankungen berücksichtigt.
Wie wir in der Ausgabe 101 des Impfbrief berichteten, gibt es derzeit noch erhebliche Defizite in der Logistik. Das Konzept des RKI berücksichtigt dies zumindest teilweise, indem es Priorisierungen enthält, z.B. Kinder vor Erwachsenen zu impfen oder Riegelungsimpfungen vor anderen durchzuführen sowie ein Ersatzdokument für nicht vorhandene Impfpässe.

Unser Beiratsmitglied G. Ellsäßer regte an, in der schwierigen logistischen Situation vermutlich vorhandene Impfungen zu berücksichtigen. Welche Impfungen überhaupt in Frage kommen, sind einer internationalen Übersicht der Impfschemata zu entnehmen: http://bit.ly/1m3MLHS

Auf lange Sicht ist auch eine Dokumentation der Impfraten in dieser Bevölkerungsgruppe wünschenswert. Daher bietet das RKI an, interessierten Einrichtungen beider strukturierten Erfassung zu begleiten und die Daten in elektronischer Form auf nationaler Ebene zusammen zu führen.

Fremdsprachiges Material und weitere Informationen für Impfärzte, die aktuell Asylbewerber betreuen siehe http://impfbrief.de/index.php?nav=0&uunav=1108

(HTR)

Letzte Änderung: 2015-10-08 10:41:21

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21.10.2015

Übersicht zu Lieferengpässen bei Impfstoffen

Seit 20. Oktober 2015 bietet das Paul-Ehrlich-Institut eine Übersicht zu Lieferengpässen bei Impfstoffen an. Gleichzeitig hat die STIKO Handlungsempfehlungen erarbeitet, wie vorzugehen ist, falls ein Impfstoff tatsächlich ausfällt. (HTR)

Letzte Änderung: 2015-10-21 18:59:51

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06.11.2015

HPV-Impfung nicht assoziiert mit CRPS oder POTS

Wie das Paul-Ehrlich-Institut mitteilt, gab  eine erneute Analyse des Sicherheitsprofils der HPV-Impfstoffe durch die europäische Zulassungsbehörde EMA keinen Hinweis auf einen Zusammenhang mit den beiden Syndromen komplexes regionales Schmerzsyndrom (CRPS, complex regional pain syndrome) und posturales orthostatisches Tachykardiesyndrom (POTS, postural orthostatic tachycardia syndrome). Die Melderaten dieser Erkrankungen entsprechen der erwarteten Häufigkeit in der untersuchten Altersgruppe (weibliche Jugendliche im Alter von 10 bis 17 Jahren).

Auf Bitten der dänischen Zulassungsbehörde hatte die EMA im Juli 2015 ein so genanntes Artikel 20-Verfahren gemäß Verordnung (EG) Nr. 726/2004 begonnen.
Nach Angaben der EMA sind bisher weltweit etwa 72 Millionen Personen mit den in der EU zugelassenen HPV- Impfstoffen geimpft worden. (HTR)

Letzte Änderung: 2015-11-06 09:22:25

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17.11.2015

Fremdsprachiges Informationsmaterial für Flüchtlinge

Eine Übersicht für die Praxis ohne den Anspruch auf Vollständigkeit – Material hauptsächlich kostenfrei.

Impfkalender

  • Deutschland
    RKI
    Albanisch, Arabisch, Dari, Deutsch, Englisch, Farsi, Französisch, Kroatisch, Kurdisch, Polnisch, Rumänisch, Russisch, Serbisch, Spanisch, Türkisch, Urdu, Vietnamesisch
    http://bit.ly/1NFVgKs

  • EU/EFTA-Länder (funktioniert auch ohne einloggen)
    ECDC Englisch
    http://bit.ly/1QeQPFY
  • Weltweit (eingeschränkt zuverlässig)
    WHO
    Englisch
    http://bit.ly/1m3MLHS

Impfaufklärung

Update: Impfen in Kitas und Kindertagespflege

Steckbriefe Erreger

  • Die wichtigsten Informationen zu insgesamt 25 Krankheitserregern/Parasiten von Adenoviren über Krätze bis Windpocken
    BZgA, BVÖGD
    Arabisch, Deutsch, Französisch, Russisch, Türkisch
    www.infektionsschutz.de/erregersteckbriefe/

Steckbriefe Impfstoffe

  • Polio (IPV, OPV), DTaP, Gelbfieber, Hepatitis A und B, Hib, HPV (2fach, 4fach, 9fach), Influenza (TIV, LAIV), Meningokokken (MCV4/MPSV4/MenB), MMR, MMRV, Pneumokokken (PCV, PPSV), Rotavirus, Td, Tdap, Tollwut, Typhus, Varizellen, Zoster u.v.m.
    CDC
    Arabisch, Armenisch, Bengali, Burmesisch, Chinesisch (einfach und traditionell), Creole, Farsi, Französisch, Haitianisch, Hmong, Kambodschanisch (Khmer), Karen, Koreanisch, Nepali, Polnisch, Portugiesisch, Russisch, Somali, Spanisch, Tagalog, Thai, Türkish, Vietnamesisch
    www.cdc.gov/vaccines/hcp/vis/index.html

Mediensammlung (Flyer, Poster etc.)

Broschüre Impfen

  • Mehrsprachiger Impfwegweiser
    EMZ, Sanofi Pasteur MSD

    Albanisch, Arabisch, Bulgarisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Griechisch, Italienisch, Kurdisch, Persisch, Polnisch, Rumänisch, Russisch, Serbokroatisch, Spanisch, Türkisch
    http://bit.ly/1UXsUdJ

Arzt-Patienten-Verständigungshilfe z.T. mit vielen Bildern

  • Tip doc – umfassende Handreichung für das Arzt-Patient-Gespräch setzer verlag (zum Kauf)
    http://setzer-verlag.de/hauptseiten/tipdoc.html
  • Anamnesebogen, Therapieplan
    setzer verlag
    (Download: Flagge anklicken) Albanisch, Arabisch, Bulgarisch, Chinesisch, Englisch, Farsi, Französisch, Griechisch, Italienisch, Japanisch, Koreanisch, Kurdisch, Polnisch, Portugiesisch, Rumänisch, Russisch, Serbisch, Spanisch, Tigrinya, Türkisch, Urdu, Vietnamesisch
    http://setzer-verlag.de/hauptseiten/download.html
  • Gesundheitsheft für Asylbewerber u.a. Bilder zu Hygieneregeln, Impfberatung, Internetadressen, Bildtafeln zum Impfen, Nebenwirkungen, Toilettenbenutzung
    setzer verlag
    Albanisch, Arabisch, Deutsch, Englisch, Farsi/Dari, Französisch, Rumänisch, Russisch, Serbisch, Tigrinya, Urdu
    http://setzer-verlag.de/grafik/asyl/Gesundheitsheft_Asyl.pdf

  • Anamnesebogen
    a+G
    Arabisch, Bulgarisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Kroatisch, Persisch, Polnisch, Portugiesisch, Rumänisch, Russisch, Spanisch, Türkisch, Ungarisch, Pädiatriebogen-Deutsch
    http://www.armut-gesundheit.de/index.php?id=86

  • Glossar „Impfen“
    RKI
    Albanisch, Arabisch, Englisch, Französisch, Kroatisch, Kurdisch, Persisch/Farsi, Polnisch, Rumänisch, Russisch, Serbisch, Spanisch, Türkisch, Urdu, Vietnamesisch
    http://bit.ly/1UYJNtT

  • Masern, Impftermin beim Arzt, Herdenimmuntät
    ECDC
    Englisch
    http://bit.ly/1gwXflL

  • Online-Wörterbuch
    Langenscheidt
    Arabisch
    http://de.langenscheidt.com/deutsch-arabisch/

  • Nützliche Sätze für Flüchtlinge (Medizin)
    nichtkommerzielles Internetprojekt 28 Sprachen
    http://bit.ly/1gArisT
    Übersicht:
    http://bit.ly/1JPYDHB

  • Infos zu Arzneimitteln als Piktogramme für jeden Patienten individuell– Programm nur für PC-Geübtere geeignet
    International Pharmaceutical Federation (FIP)
    Chinesisch, Englisch, Französisch, Niederländisch, Polnisch, Spanisch
    http://bit.ly/1geK351

Gesundheit allgemein (oft ohne Impfen)

  • Faltblatt: Tipps für das Hygieneverhalten für Eltern
    BZgA
    Deutsch, Türkisch, Russisch, Englisch, Arabisch
    http://bit.ly/1LjAdf8

  • Hepatitis B
    Deutsche Leberstiftung, BMBf, Roche
    Deutsch, Englisch, Griechisch, Italienisch, Kroatisch, Polnisch, Rumänisch, Russisch, Serbisch, Spanisch, Türkisch
    http://bit.ly/1imnEUt

  • Hepatitis B, HIV, Kopfläuse
    setzer verlag
    Deutsch, Türkisch, Russisch, Arabisch
    http://setzer-verlag.de/hauptseiten/download.html

  • Patienteninformationen für diverse (z.T. impfpräventable) Infektionskrankheiten, inkl. Hepatitis A, Tbc, Meningokokken
    CDC 19 Sprachen
    http://bit.ly/1QLcl44

  • Kurzfilme für Eltern von Babys und Kleinkindern vom Essen, Spielen und Einschlafen
    BZgA
    Deutsch, Türkisch, Russisch, Englisch, Arabisch
    http://bit.ly/1FkyCEA

  • Kurzinformationen für Patienten zu diversen Gesundheitsthemen, z.B. Diabetes
    ÄZQ
    Arabisch, Englisch, Französisch, Russisch, Spanisch, Türkisch
    www.patienten-information.de/kurzinformationen/kip-a-z

Rechtsfragen 

Modelle guter Praxis

Hintergrund

Legende: Kostenlos verfügbare fremdsprachige Informationen für Ärzte und Migranten, Schwerpunkt Impfungen, Infektionen und Gesundheit. Abkürzungen:ÄZQ Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin a+G Armut und Gesundheit in Deutschland e.V.BMBF Bundesministerium für Bildung und ForschungBVÖGD Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes e.V BZgA Bundeszentrale für gesundheitliche AufklärungCDC Centers for Diseases Controle and Prevention DGK Deutsches grünes Kreuz e.V.ECDC European Center for Diseases Controle and Prevention , EMZ Ethno-Medizinisches Zentrum e.V. RKI Robert Koch-Institut WHO World Health Organization STMGP Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege STMAS Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration

(HTR)

Weiterführende Links

Letzte Änderung: 2015-10-02 11:29:32

Letzte Änderung: 2015-11-19 12:16:03

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11.12.2015

Derzeit kein Kombi-Impfstoff (DTaP-?) für das Alter 36 bis 47 Monate verfügbar

Derzeit bestehen für Sechsfach-, Fünffach- und Dreifach-Impfstoffe (DTaP/Hib-IPV/HBV) zur Grundimmunisierung im Kindesalter Lieferengpässe. Ebenso für einen Tdap-Impfstoff und beide Tdap-IPV-Impfstoffe.

Damit ist für die Impfung von Kindern im Alter von 36 bis 47 Monaten aktuell kein zugelassener Kombinationsimpfstoff verfügbar. Die Ständige Impfkommission hat am 10.12. ihre diesbezüglichen Handlungsempfehlungen aktualisiert. (HTR)

Letzte Änderung: 2015-12-11 09:51:30

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15.12.2015

Diphtherie kehrt nach Lettland zurück

Zwischen 2009 und 2011 wurden 14 Fälle von Diphtherie in Lettland registriert. In den vergangenen drei Jahren hat sich die Anzahl der Diphtheriefälle gegenüber den Vorjahren noch verdoppelt, meldete ProMED-mail mit Hinweis auf die lettische Nachrichtenplattform "Public Broadcasting of Latvia". Während in anderen Staaten Europas Diphtherie praktisch ausgerottet ist, verzeichnete Lettland in den vergangenen 15 Jahren 20 Todesfälle durch Diphtherie. Ob wirklich nur fehlende Impfungen die Ursache des Ausbruchs sind, wird noch diskutiert (www.promedmail.org/post/3850835). (HTR)

Letzte Änderung: 2015-12-15 08:50:46

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18.12.2015

Grundimpfpflicht für Kinder? - Es gibt Besseres zu tun

Die CDU hat auf ihrem 28. Parteitag eine Grundimpfpflicht für Kinder gefordert. Diese soll für alle derzeit bis zum zweiten Geburtstag empfohlenen Standardimpfungen gelten. Initiator dieses Beschlusses ist die Junge Union. (HJS-B)

Kommentar:

Jahrzehntelang hatten Impfexperten mangelndes Interesse der Politik am Impfwesen zu beklagen. Schön, dass sich das inzwischen geändert hat. Schade, dass das neue Interesse noch nicht von der wünschenswerten Expertise begleitet wird. Nach vier Nationalen Impfkonferenzen und der schweren Geburt eines Nationalen Impfplans wissen wir eines mit Sicherheit: Das deutsche Impfwesen ist hoch komplex und dieser Gordische Knoten ist nicht einfach mit dem Schwert "Impfpflicht" zu durchschlagen.

10 Gründe, warum eine solche Impfpflicht höchstwahrscheinlich
kontraproduktiv wäre


  1. Staaten mit einer Impfpflicht haben keine höheren Impfraten als Staaten mit gutem Impfmanagement (siehe http://impfbrief.de/index.php?nav=30&uunav=372 bzw. 1. Nationale Impfkonferenz).
  2. Rund ein Drittel der Deutschen steht Impfungen skeptisch gegenüber
    (siehe http://www.bzga.de/forschung/studien-untersuchungen/studien/impfen-und-hygiene/ oder auch http://impfbrief.de/index.php?nav=30&uunav=892). Zwingt man diese durch eine Pflicht, würde die Skepsis bei vielen zur Ablehnung. Wie schnell sowas umschlagen kann, zeigte die  "Schweinegrippe".
  3. Die vorgeschlagene Impfpflicht ist ethisch nicht vertretbar (http://impfbrief.de/index.php?nav=30&uunav=887 oder auch Festvortrag 3. Nationale Impfkonferenz)
  4. Die Krise der Impfungen ist im Kern eine Vertrauenskrise (http://www.impfbrief.de/index.php?nav=30&uunav=802).
  5. Die Impfprävention im 21. Jahrhundert stellt hohe Anforderungen an die Risikokommunikation. Mit einer reinen Faktenvermittlung ist es heutzutage nicht getan (http://www.impfbrief.de/index.php?nav=30&uunav=579). Der Schwerpunkt  der Kommunikation sollte darauf liegen, mit verunsicherten Eltern zu kommunizieren und mit Impfskeptikern.
  6. Jetzt eine Impfpflicht einzuführen, würde unsere Gesellschaft unnötig polarisieren. Allein eine verpflichtende PRÜFUNG des Impfstatus würde die Impfraten gegen Masern je nach Altersgruppe um etwa 10 bis 50% anheben. Bis zur Impfpflicht ist also noch viel Luft (http://impfbrief.de/index.php?nav=30&uunav=1114 und http://www.impfbrief.de/index.php?nav=30&uunav=886).
  7. Masernkranke in Deutschland werden zunehmend älter. Schon längst sind es nicht mehr die Kinderärzte, die diese Impflücken bei den inzwischen jungen Erwachsenen schließen könnten (http://www.impfbrief.de/index.php?nav=30&uunav=1078).
  8. Viel zu selten führen Arztpraxen bei Erwachsenen eine regelmäßige Kontrolle des Impfstatus durch: 51% vs. 65% - ABL/NBL (http://www.impfbrief.de/index.php?nav=30&uunav=1078). Bestehende Impflücken würden uns noch Jahrzehnte weiter begleiten, fokussiert man sich nur auf eine Impfpflicht für Kinder.
  9. Fachübergreifendes Impfen wie Impfungen der Eltern beim Kinderarzt, Impfungen schlecht erreichbarer Gruppen durch den öffentlichen Gesundheitsdienst u.a. Impfhindernisse sind noch nicht befriedigend gelöst (siehe z.B. http://nationale-impfkonferenz.de/wp-content/uploads/sites/10/2015/06/NIK-AG-3.pdf oder auch http://impfbrief.de/index.php?nav=30&uunav=1100).
  10. Was man am besten tun kann, wurde seit 2009 in einem langwierigen Prozess, der alle im Impfwesen beteiligten Akteure(!) mit einbezog, herausgearbeitet (siehe Nationaler Impfplan und Nationaler Aktionsplan Masern/Röteln)
Der CDU-Beschluss ignoriert dieses gesammelte Wissen. (HTR)

Letzte Änderung: 2015-12-18 14:00:39