www.impfbrief.de
- Effektivität von zwei Dosen Varizellenimpfstoff in realer Umgebung bestätigt
- Narkolepsie durch Impfung - der lange Weg vom Verdacht zum Fakt
- Nationaler Impfplan soll Ende Juni beschlossen werden
- Ständige Impfkommission neu berufen
- EU legt WHO "dringend nahe" Definition von Pandemie zu überprüfen
- Jetzt Europäische Datenbank für klinische Prüfungen öffentlich
- 4.-9. April: Bayerische Impfwoche
- Masern-Toter in München
- Europäische Seuchenbehörde ECDC warnt: Nur gut geimpft zu Massenveranstaltungen!
- Weniger Schmerzen bei Kinderimpfungen
- Pandemrix® bevorzugt ab einem Alter von 20 Jahren einsetzen
- Neue STIKO-Empfehlungen ohne Änderung
- STIKO: MMR + VZV statt MMRV bei 1. Dosis
- Tot durch Masern mit 13 Jahren
- Chargenrückfruf Preflucel® (Baxter Deutschland)
- ACIP: HPV4-Impfung für Jungs und junge Männer
- Vorankündigung: 3. Eurovaccine (2011)
- Berichtsband der 2. Nationalen Impfkonferenz erschienen
06.01.2011
Effektivität von zwei Dosen Varizellenimpfstoff in realer Umgebung bestätigt
Zweieinhalb Jahre nach Einführung der zweiten Windpockendosis in den USA spricht eine kleinere Fallkontrollstudie (71 Fälle, 140 Kontrollen) für eine hohe Effektivität dieser Strategie auch unter realen Bedingungen. Eine Impfdosis verhinderte in dieser Studie zu 86% (95% Konfidenzintervall 44,5 - 99%) eine Windpockenerkrankung, zwei Impfdosen hatten eine Effektivität von 98,3% (95% Konfidenzintervall 83,5 - 100%). Zweifach geimpfte Kinder hatten damit ein um 95% geringeres Risiko an Windpocken zu erkranken als einfach geimpfte. Dennoch sollte die Effektivität weiterhin beobachtet werden, rieten die Autoren.
Shapiro et al. (JID 2011;203:312-315) beobachteten zwischen Juli 2006 und Januar 2010 in 28 pädiatrischen Praxen, die Teil eines Netzwerkes in Connecticut sind, wie viele Kinder ab einem Alter von 4 Jahren an Windpocken erkrankten. Jedem der 71 erkrankten Kinder wurden in der jeweiligen Praxis 2 altersentsprechende Kontrollfälle zugeordnet (in 2 Fällen nur je 1 Kontrolle).
Nach Einführung der generellen Windpockenimpfung für alle Kinder zwischen 1 und 13 Jahren in den USA 1995 fiel dort die Windpockeninzidenz um rund 90%. In den Folgejahren wurde jedoch eine relativ hohe Rate von Durchbruchsinfektionen beobachtet, so dass seit 2006 von der CDC eine zweite Dosis im Alter von 4 bis 6 Jahren empfohlen wird. (HTR)
Anmerkung: Die Studie finanzierte sich aus Geldern verschiedener Nationaler Institute und der Biken Foundation.
Letzte Änderung: 2011-01-06 15:23:32
03.02.2011
Narkolepsie durch Impfung - der lange Weg vom Verdacht zum Fakt
In den vergangenen Tagen beschäftigten sich verschiedene Medienberichte (z.B. Ärztezeitung, Die Zeit online) mit dem Narkolepsierisiko nach Impfung mit Pandemrix®. Wie kann in solchen Fragen Sicherheit erlangt werden?
Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) bedient sich zahlreicher Methoden, um nach der Zulassung die Sicherheit eines Impfstoffes zu überwachen. Die geringste Evidenz haben Spontanberichte über Nebenwirkungen. Postmarketing- oder epidemiologische Studien haben eine höhere Evidenz, kontrollierte klinische Studien die höchste.
Spontanberichte
Der Verdachtsfall einer unerwünschter Wirkungen eines Impfstoffs (Impfkomplikation) muss sorgfältig bewertet werden (siehe Vortrag Keller-Stanislawski im Rahmen der 1. Nationalen Impfkonferenz).
Studien
Je nachdem, wie häufig eine Krankheit normalerweise in der Bevölkerung vorkommt, müssen in Studien mehr oder weniger Versuchspersonen aufgenommen werden, um festzustellen, ob ein Impfstoff das Risiko, an dieser Krankheit zu leiden, erhöht. Würden durchschnittlich 1 von 10.000 Bundesbürgern an Narkolepsie leiden, bräuchte man 235.000 Studienteilnehmer, um feststellen zu können, ob Geimpfte doppelt so häufig an Narkolepsie erkranken wie Ungeimpfte. Sind es durchschnittlich 1 von 100.000 Bundesbürgern, bräuchte man schon 2.355.235 Studienteilnehmer.
Das PEI gab am 1. Februar bekannt, dass es sich gemeinsam mit ausgewiesenen Experten für Narkolepsie an einer multinationalen Studie zur möglichen Assoziation zwischen der Pandemrix-Impfung und dem Auftreten einer Narkolepsie beteiligt. An dieser vom European Center for Disease Prevention and Control (ECDC) geförderten Untersuchung werden die Niederlande, Spanien, Italien, Dänemark, Schweden, Finnland, Norwegen, Großbritannien, Deutschland, Frankreich und Island teilnehmen. (HTR)
Letzte Änderung: 2011-02-03 09:09:12
10.02.2011
Nationaler Impfplan soll Ende Juni beschlossen werden
Im Rahmen der 2. Nationalen Impfkonferenz in Stuttgart wurde gestern der Entwurf des Nationalen Impfplans vorgestellt. Er sei ähnlich dem Pandemieplan angelegt, berichtete Dr. Angelika Hornig (Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen des Landes Rheinland-Pfalz) und enthält auch ausführliche Hintergrundinformationen. In den insgesamt 6 Kapiteln wird auf die Entwicklung und Zulassung von Impfstoffen, Impfempfehlungen, Impfziele, die Umsetzung von Impfstrategien, Information und Aufklärung sowie unerwünschte Arzneimittelwirkungen und Surveillance eingegangen. Wie Dr. Hornig erläuterte, sind noch nicht alle Kapitel bearbeitet, 180 Seiten würden bislang vorliegen. Die H1N1-Pandemie habe die Arbeit am Impfplan stark verzögert.
Feste Impfziele im Sinne von Durchimpfungsraten könnten unter anderem aufgrund der zahlreichen beteiligten Akteure im deutschen Impfwesen (siehe Vorträge Oppermann und Nahnhauer in www.spp-gz.de/images/File/Berichtsband_1NIK_2009.pdf) nicht festgelegt werden, so Hornig. Statt dessen sind verbindliche Vereinbarungen geplant, was unternommen wird, um Impfziele wie z.B. die 95%ige Durchimpfung mit zwei Dosen Masernimpfstoff zu erreichen. Die weiteren Stationen des Entwurfs sind
- Ende März das Treffen der AOLG (Arbeitsgemeinschaft der Obersten Landesgesundheitsbehörden)
- Im Mai die Amtschefkonferenz, die wiederum die Gesundheitsministerkonferenz vorbereitet und schließlich
- Ende Juni die Gesundheitsministerkonferenz. (HTR)
Letzte Änderung: 2011-02-11 13:39:32
21.02.2011
Ständige Impfkommission neu berufen
Mit ihrer ersten Sitzung am 17.02.2011 hat die neu berufene Ständige
Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) ihre Arbeit aufgenommen.
Die Kommission wird regelmäßig alle drei Jahre neu berufen.
Vorsitzender ist Dr. Leidel, Köln, Stellvertreter Prof. Dr. von Kries, München.
Letzte Änderung: 2011-02-21 09:47:07
08.03.2011
EU legt WHO "dringend nahe" Definition von Pandemie zu überprüfen
Das Europäische Parlament hat heute eine Entschließung angenommen, in der es sich kritisch mit dem Umgang in der EU mit der H1N1-Grippe-Epidemie im Zeitraum 2009 - 2010 auseinandersetzt.
Das Parlament legt der WHO dringend nahe, die Definition von Pandemie dahingehend zu überprüfen, dass neben dem Kriterium ihrer geografischen Ausbreitung auch das ihrer Gefährlichkeit berücksichtigt wird. Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Bekämpfung von Seuchen (ECDC) sollte seine Befugnisse als unabhängige Einrichtung wahrnehmen und angemessene Mittel erhalten, um die Schwere einer Infektionsgefahr zu bewerten und entsprechende Informationen weiterzugeben.
Gemäß den Ende April 2010 vom ECDC übermittelten Zahlen hat die H1N1-Grippe des im Jahre 2009 insgesamt 2900 Todesopfer gefordert. Die Todesopfer einer saisonalen Grippe belaufen sich in einem gemäßigten Jahr auf 40 000, in einem besonders schweren Jahr auf 220 000.
Interessenerklärungen von allen Fachleuten, die die europäischen Gesundheitsbehörden beraten, sollten veröffentlicht werden. Auch weist das Parlament darauf hin, dass gemäß den geltenden EU-Rechtsvorschriften der Hersteller (und nicht der Mitgliedstaat) die Verantwortung für die Qualität, Sicherheit und Wirksamkeit eines Arzneimittels im Rahmen der genehmigten Indikationen trägt. Die Abgeordneten fordern außerdem eine widerspruchsfreie Kommunikation der Mitgliedstaaten mit ihren Bürgern. (HTR)
Link: http://www.europarl.europa.eu/de/pressroom/content/20110308IPR15032/html/Schweinegrippe-bessere-Koordinierung-Unabh%C3%A4ngigkeit-und-Transparenz-notwendig
Letzte Änderung: 2011-03-08 15:27:40
23.03.2011
Jetzt Europäische Datenbank für klinische Prüfungen öffentlich
Ab sofort beginnt die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) im Internet mit der Veröffentlichung von Daten zu klinischen Prüfungen in EU-Mitgliedstaaten (www.ClinicalTrialsRegister.eu). Klinische Prüfungen gehen einer Zulassung voraus bzw. begleiten sie.
Nach dem vollständigen Datentransfer sind alle klinischen Prüfungen mit Arzneimitteln einsehbar, die mit Erwachsenen in den Phasen II bis IV und mit Kindern und Jugendlichen der Phasen I bis IV durchgeführt werden.
NICHT in der Datenbank enthalten sind die Ergebnisse der klinischen Prüfungen oder Anwendungsbeobachtungen zu bereits zugelassenen Arzneimitteln; letztere sind hier einzusehen). Sofern ein Medikament/Impfstoff zugelassen wurde, sind diese Ergebnisse jedoch im EPAR nachzulesen.
FAQ zur Datenbank in Deutsch: hier
(HTR)
Kommentar
Ein öffentliches Studienregister wird seit vielen Jahren gefordert. International gab es dies bereits seit einigen Jahren unter http://www.clinicaltrials.gov/ Darin waren aber nicht oder nur bedingt Studien enthalten, die auch für Europa relevant sind.
Ursprünglich sollte die EU-CTR-Webseite bereits Ende 2009 online gehen, aufgrund technischer Probleme verzögerte sich die Veröffentlichung der Datenbank bis März 2011. (HTR)
Letzte Änderung: 2011-03-23 12:49:45
30.03.2011
4.-9. April: Bayerische Impfwoche
Den Auftakt zur 2. Bayerischen Impfwoche bildet das heute ab 14:00 stattfindende Symposium "Impfen". Schwerpunkt der Impfwoche liegt dieses Mal auf den Impfungen gegen Masern und Keuchhusten. Zielgruppe sind daher neben Kindern und Jugendlichen vor allem (junge) Erwachsene. Die geplanten Aktionen sowie zahlreiche Materialien sind einsehbar unter http://www.lgl.bayern.de/gesundheit/lagi_symposium_2011.htm.
Sowohl das Symposium als auch die Impfwoche finden auf Initiative der LAGI (Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft Impfen) statt. Die Geschäftstelle der LAGI befindet sich am Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL). Sie vereint Vertreter von Ärzteverbänden, Apothekern, Hebammen, Körperschaften, dem Öffentli chen Gesundheitsdienst, Krankenkassen und Wissenschaft. (HTR)
Letzte Änderung: 2011-03-30 08:48:12
05.05.2011
Masern-Toter in München
Am 4. April 2011 starb im Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München ein 26-jähriger Tumorkranker an Masern. Zwei Mitarbeiter (ein Arzt und eine Krankenschwester) sowie ein Mitpatienten steckten sich an. Alle drei sind inzwischen genesen. Allein aus der Stadt München wurden seit 1. Januar dieses Jahres 80 Masernkranke an das Robert Koch-Institut gemeldet (www3.rki.de/SurvStat, Stand 5.5.2011). Bundesweite Daten siehe Masernticker. (HTR)
Kommentar
So traurig der Todesfall ist, der eigentliche Skandal ist, dass auf einer Station mit Tumorpatienten Personal eingesetzt ist, dass nicht gegen wesentliche Infektionskrankheiten immun ist. Mit dieser Praxis steht das Münchner Klinikum keineswegs allein da. Nach Auskunft des leitenden Pressesprechers Philip Kreßirer führt das Klinikum seit gut einem Jahr in einer Datenbank Buch über den Immunitätsstatus der Mitarbeiter und nimmt bei der Besetzung von Stationen darauf Rücksicht. Wie das Beispiel zeigt, reicht in der Praxis diese Maßnahme zusammen mit der Einstellungsuntersuchung keineswegs aus. Maserninfizierte sind bereits ansteckend vor Ausbruch der Krankheit. So kam es auch zur Ansteckung weiterer Kontaktpersonen, obwohl der Patient sofort isoliert wurde als seine Masernerkrankung bekannt war.
De Fakto sind Impfungen auch für medizinisches Personal fast immer freiwillig. Die entsprechende Arbeitsschutzverordnung (ArbMedVV) ist in dieser Hinsicht hoffnungslos veraltet. Sie fordert nur einen Masernimpfschutz für Personal in der Kinderbetreuung und im Labor, das mit Masernviren umgeht. Überspitzt formuliert, bleibt es also für das medizinische Personal an Deutschlands Kliniken bei einem Hinweis während der Einstellungsuntersuchung, dass ein vollständiger Impfschutz sinnvoll wäre und je nach Kliniksleitung dann für unvollständig Geimpfte ggf. bei einem eingeschränkten Einsatzbereich.
Übrigens ist medizinisches Personal an Deutschlands Kliniken auch nur selten zu mehr als der Hälfte gegen saisonale Influenza geimpft.
Deutschland soll schon kommendes Jahr in den Zertifizierungsprozess für die Maserneliminierung eintreten. Ohne groß angelegte Impfkampagnen für alle Bevölkerungsteile ist das schon jetzt illusorisch zu nennen. (HTR)
Letzte Änderung: 2011-05-05 12:33:54
18.06.2011
Europäische Seuchenbehörde ECDC warnt: Nur gut geimpft zu Massenveranstaltungen!
Europaweit schon 12.000 Masernfälle (Stand: 15. Juni 2011)
Großveranstaltungen wie Konzerte, Kongresse, Sportwettkämpfe oder religiöse Treffen bringen hunderte bis tausende von Menschen miteinander in Kontakt - eine Situation, in der sich Infektionskrankheiten ausbreiten können wie ein Flächenbrand. Beispielsweise werden zum World Youth Day Mitte August in Madrid mehr als 350.000 Besucher vom gesamten Globus erwartet.
Angesichts der stark steigenden Anzahl von Masernfällen in Europa warnt das Europäische Zentrum für die Prävention und Bekämpfung von Seuchen (ECDC) davor, solche Events ungeimpft aufzusuchen.
Mit Masern Infizierte können andere Personen bereits anstecken, bevor bei ihnen selbst erste Krankheitszeichen sichtbar werden. Der Kontagionsindex von Masern liegt nahe 100%, das heißt, wer ungeschützt ist und Kontakt zu einer ansteckenden Person hat, wird praktisch immer selber krank. Bis zum 15. Juni 2011 sind in Europa mehr als 12.000 Masernfälle registriert worden. Nur die zweifache Impfung - bevorzugt mit MMR-Impfstoff - gibt ausreichend Schutz. (HTR)
Letzte Änderung: 2011-06-18 10:16:23
24.06.2011
Weniger Schmerzen bei Kinderimpfungen
Evidenzbasierte Leitlinie für die klinische Praxis in Kanada
Schätzungsweise ein Viertel aller Erwachsenen hat Angst vor Spritzen. Jeder Zehnte drückt sich deswegen vor Impfungen und anderen Behandlungen, bei denen er gestochen werden könnte. Die Angst vor der Nadel wird häufig mit den Impfungen in der Kindheit begründet.
Die neue kanadische Leitlinie zur Schmerzreduktion bei der Injektion (CMAJ, December 14, 2010, 182 (18), E843-855) berücksichtigt 71 Studien mit insgesamt 8.050 Kindern. Sie fasst verschiedene physische, pharmakologische und psychologische Strategien zusammen, um Impfungen schmerzärmer zu gestalten.
Einige der Methoden lassen sich sofort und ohne Kostenaufwand umsetzen, andere bedürfen einer gewissen Vorbereitung. Hierzu gehört auch das Einbeziehen der Eltern, die ihr Kind vorbereiten und begleiten. Kleine Kinder sollten dabei erst kurz vorher, größere mindestens einen Tag vorher von der Impfung erfahren. Hierbei kann mit dem Kind auch geplant werden, auf welche Weise versucht werden soll, die Schmerzen zu reduzieren.
Empfohlene Strategien zur Schmerzlinderung bei Impfungen
Stillen
Das Kind sollte vor der Impfung angelegt werden und bis einige Minuten nach der Impfung gestillt werden.
Wirkung: Stillen hat in mehrfacher Hinsicht analgetische Wirkung: z.B. Hautkontakt, süße Milch, saugen.
Alter: Gestillte Säuglinge
Süß schmeckende Lösungen
Ein bis zwei Minuten vor der Impfung werden 2 ml einer 25-prozentigen Zuckerlösung (Gewicht/Volumen) gegeben. Annäherung: 1 Würfel Zucker in zwei Teelöffel Wasser (10 ml) lösen.
Wirkung: Der analgetische Effekt hält etwa 10 Minuten an.
Alter: Nur für Säuglinge bis 12 Monate, die nicht während des Impfens gestillt werden können.
Impfstoffmarke
(Studie bisher nur zu MMR-Impfstoffen)
Bei verschiedenen erhältlichen Impfstoffen sollte derjenige ausgewählt werden, der die geringsten Schmerzen bei der Injektion verursacht.
Wirkung: pH, Adjuvanzien und andere Bestandteile können sich bei verschiedenen Impfstoffherstellern unterscheiden.
Jedes Alter
Aufrechte Haltung des Kindes
Das Kind sollte sitzen oder von den Eltern gehalten werden. Liegende Haltung verstärkt den Schmerz.
Wirkung: Wahrscheinlich verringert die aufrechte Haltung die Ängstlichkeit des Kindes und verringert so die Schmerzempfindung.
Alter: laut Studien bei Kindern bis 6 Monate und bei vier bis sechs Jahre alten Kindern.
Schnelle intramuskuläre Injektion ohne Aspiration
Gesamtzeit für die Injektion: ein bis zwei Sekunden für 0,5 ml.
Wirkung: Es gibt keine wissenschaftlichen Untersuchungen, die einen Vorteil von Aspiration oder langsamer Injektion belegen.
Jedes Alter
Reihenfolge der Impfungen
Bei mehrfacher Impfung, sollte die schmerzhaftere Impfung als letztes erfolgen.
Auf diese Weise ist der Gesamtschmerz geringer.
Jedes Alter
Reiben der Haut an der Injektionsstelle
Das Reiben der Haut nahe der Injektionsstelle vor und während der Impfung kann den Schmerz lindern. Nach der Impfung sollte nicht mehr gerieben werden, weil dies die Reaktogenität erhöhen kann
Wirkung: Die Berührung konkurriert bei der Weiterleitung zum Gehirn mit dem Schmerzempfinden und dämpft dieses dadurch.
Alter: Ab vier Jahre
Topische Anästhetika
Das Anästhetikum muss vorbereitend an der richtigen Stelle aufgetragen werden. Dies kann durch die Eltern oder auch beim Eintritt in die Praxis geschehen.
Wirkung: Topische Anästhetika (Pflaster oder Creme) reduzieren den Impfschmerz. Studien haben bisher keinen Einfluss auf die Immunogenität der Impfung gezeigt.
Jedes Alter
Vorbereitung und Ablenkung durch die Eltern
Kinder können mit altersgemäßem Spielzeug, Büchern, singen, reden und anderem abgelenkt werden.
Wirkung: Nicht jedes Verhalten der Eltern wirkt sich positiv aus, daher muss Eltern vorher erklärt werden, wie sie ihr Kind unterstützen können.
Jedes Alter
Ablenkung durch den Arzt
Die Ablenkung durch den Arzt ist oft wirksamer als die der Eltern. Trainingsprogramm (englisch): www.cmaj.ca/cgi/content/full/cmaj.101720/DC1
Wirkung: Die Aufmerksamkeit wird von der Impfung weggelenkt.
Jedes Alter
Ablenkung durch das Kind
Das Kind kann sich selbst die Methode der Ablenkung aussuchen.
Alter: Ab drei Jahre
Atemtechniken
Das Kind soll langsam und tief ein- und ausatmen. Auch Seifenblasen oder Windrädchen pusten ist hilfreich und lenkt gleichzeitig ab.
Wirkung: Langsames, tiefes Atmen führt zu Entspannung.
Alter: Ab drei Jahre
Kombinierte psychologische Interventionen
Manche Kombinationen sind relativ aufwändig in der Vorbereitung.
Wirkung: Die Kombination wirkt besser als eine einzelne Intervention.
Alter: Ab drei Jahre
Für einige Strategien gab es keine ausreichenden Belege für eine Empfehlung. Hierzu gehörten:
- Kühlung der Haut durch Spray oder Kühlkissen (dies hilft aber bei Erwachsenen);
- Intramuskuläre statt subkutaner Injektion bei Impfstoffen, die beides erlauben;
- Orale Schmerzmittel.
Auch die einfache Suggestion "Es tut nicht weh" ist nicht empfehlenswert, weil sie das Vertrauen in den Arzt erschüttert. (HTR)
Letzte Änderung: 2011-06-24 09:11:20
25.07.2011
Pandemrix® bevorzugt ab einem Alter von 20 Jahren einsetzen
Seit dem 21. Juli 2011 empfiehlt der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA), den pandemischen Grippeimpfstoff Pandemrix® bevorzugt nur noch bei Erwachsenen ab 20 Jahren einzusetzen. Saisonaler trivalenter Influenzaimpfstoff (mit H1N1-Anteil) ist davon nicht betroffen. Der CHMP betont, dass das Nutzen-Risiken-Verhältnis von Pandemrix® dennoch weiterhin positiv sei. Ist trivalenter Impfstoff nicht erhältlich und ein Grippeschutz angebracht, sei weiterhin Pandemrix® zu verwenden. Influenza A(H1N1) dominiert auch in der aktuellen Influenza-Saison.
Das Paul-Ehrlich-Institut weist darauf hin, dass kein Mechanismus bekannt oder auch nur theoretisch vorstellbar sei, wie eine Impfung eine so komplexe Erkrankung wie die Narkolepsie auslösen könnte. Laut Daten aus Schweden und Finnland sei das Risiko für Narkolepsie mit oder ohne Kataplexie bei geimpften Kindern und Jugendlichen um das 6- bis 13-fache gestiegen. Das bedeutet zusätzlich 3 bis 7 Fälle pro 100.000 in dieser Gruppe. In anderen Ländern ist ein solches Risiko bisher weder bestätigt noch widerlegt worden. Bereits am 1. Juli 2011 gab das Paul-Ehrlich-Institut bekannt, dass es eine eigene Studie zum Narkolepsierisiko durch Pandemrix® startet.
Die Ursache der Narkolepsie sind weiterhin ungeklärt. Zudem ist sie sehr selten: In Deutschland sind schätzungsweise zwei bis drei pro 100.000 Kindern und Jugendlichen daran erkrankt. Dies erschwert mögliche Zusammenhänge mit der Impfung zu bestätigen oder auszuschließen. Auch der CHMP fordert weitere Forschung. (HTR)
Letzte Änderung: 2011-07-25 13:45:41
01.08.2011
Neue STIKO-Empfehlungen ohne Änderung
Das Robert Koch-Institut hat im Epidemiologischen Bulletin 30/2011 die aktuellen Empfehlungen der Ständigen Impfkommission veröffentlicht. Inhaltlich gibt es keine Änderungen, lediglich der Impfkalender wurde neu gestaltet. (HTR)
Letzte Änderung: 2011-08-01 11:40:51
25.09.2011
STIKO: MMR + VZV statt MMRV bei 1. Dosis
Nachholimpfungen gegen Varizellen durchgehend ab versäumtem Impftermin
Die Ständige Impfkomission wird voraussichtlich morgen eine Empfehlung herausgeben, dass bis auf Weiteres die 1. Impfdosis gegen Masern, Mumps, Röteln und Varizellen nicht mehr kombiniert als MMRV gegeben werden soll, sondern bis gesicherte Daten dazu vorliegen, nur noch getrennt als MMR + VZV.
Die zweite Impfdosis gegen diese 4 Krankheiten sei nicht davon betroffen, erläuterte Ulrich Heininger (Mitglied der STIKO) im Rahmen der 107. DGKJ-Tagung in Bielefeld, die heute zuende geht. Hintergrund sind vermehrte Meldungen von Fieberkrämpfen im Gefolge der ersten MMRV-Dosis, die vor allem aus den USA bekannt wurden. Heininger erläuterte, dass es sich lediglich um einen Triggereffekt handele, nach anfänglich erhöhtem Risiko würde dies danach sinken und sich schließlich wieder auf normalem Niveau einpendeln. Jan Leidel (Vorsitzender der STIKO) wies ebenfalls im Rahmen der DGKJ-Tagung darauf hin, dass auch die Fachinformation des MMRV-Impfstoffs kürzlich geändert sei, Risikokinder seien nach Vierfachimpfung engmaschig zu überwachen. In der Praxis sei dies je nach den Umständen schwierig umzusetzen.
Leidel führte außerdem aus, dass die Tabelle 1.2 der STIKO-Empfehlungen korrigiert werde. Nachholimpfungen nach versäumter Varizellenimpfung sind jederzeit ab verpasstem Impftermin empfohlen.
Die STIKO stellte sich in diesem Jahr erneut den anwesenden Kinderärzten für Rückfragen und Kommentare in einem eigenen Symposium zur Verfügung. (HTR)
Letzte Änderung: 2011-09-25 18:25:30
26.10.2011
Tot durch Masern mit 13 Jahren
Wie der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) am 20. Oktober meldete, ist ein 13-jähriges Mädchen aus Bad Salzuflen an subakuter sklerosierender Panenzephalitis (SSPE) gestorben. Diese chronische Maserngehirnentzündung kann als Spätfolge mehrere Jahre nach einer Masernerkrankung auftreten und gilt als unheilbar. Nach Angaben des BVKJ ging diese Maserninfektion von einem 11-jährigen Jungen aus, der im Frühjahr 1999 mit unspezifischen Beschwerden in einer Kinder- und Jugendarztpraxis war und bei dem sich erst am darauf folgenden Tag die typischen Masernsymptome zeigten. Insgesamt hatte dieser Junge, dessen Eltern die Masernimpfung ablehnten, in dieser Praxis 6 weitere Kinder, darunter drei Säuglinge, mit Masern infiziert. Bei zwei dieser Kinder wurde später eine SSPE-Erkrankung diagnostiziert. Auf 100.000 Masernfälle treten etwa 7-11 SSPE-Fälle auf. Säuglinge sind besonders gefährdet.
Durch mehrere Erhebungen, z.B. im Rahmen des Ausbruchs in Nordrhein-Westfalen 2006, ist bekannt, dass die Effektivität von zwei Dosen Masernimpfstoff 99% (95% Konfidenzintervall 97 bis 100%) beträgt.
Europaweit registrierte das Europäische Zentrum für die Prävention und die Bekämpfung von Seuchen (ECDC) im Jahr 2011 von Januar bis August 26.262 Masernfälle. In Frankreich wird gerade eine Informationskampagne zu Masern gestartet, dort sind seit 2008 mehr als 21.000 Masernfälle aufgetreten, davon fast 14.000 in diesem Jahr. In Deutschland waren es bis dato „nur“ 1.571.
Jedes Kind sollte zwei Impfungen erhalten, Erwachsene, die nach 1970 geboren wurden, sollten ihren Masernimpfschutz prüfen lassen.
Masern sind nicht harmlos. (HTR)
Weiterführende Links:
http://www.impfbrief.de/index.php?nav=30&uunav=697
http://www.impfbrief.de/index.php?nav=30&uunav=700
Letzte Änderung: 2011-10-26 10:06:31
27.10.2011
Chargenrückfruf Preflucel® (Baxter Deutschland)
Wie das Paul-Ehrlich-Institut heute mitteilte, ist am 24.10.2011 die Freigabe der Charge VNV5L010 des Influenzaimpfstoffs Preflucel zurückgenommen worden. Anlass sei eine erhöhte Rate auch an schwerwiegenden Nebenwirkungsverdachtsfällen. Am 26.10.2011 hat Baxter Deutschland das PEI darüber informiert, dass auch bei den noch im Verkehr befindlichen Chargen von Preflucel (VNV5L011, VNV5L012 und VNV5L013) vorsorglich ein eigenverantwortlicher Rückruf veranlasst wird. Weitere Informationen liegen noch nicht vor. (HTR)
Letzte Änderung: 2011-10-27 11:25:28
28.10.2011
ACIP: HPV4-Impfung für Jungs und junge Männer
Die Impfung gegen vier Humane Papillomviren wurde jetzt vom US-amerikanischen Advisory Committee on Immunization Practices (ACIP) als Routineimpfung auch für Jungen im Alter zwischen 11 und 12 Jahren empfohlen. Junge Männer bis zum Alter von 21 Jahren sollten diese Impfung nachholen. Mit 13 zu 0 bei einer Enthaltung fiel die Empfehlung sehr klar aus. Die CDC werden in den kommenden Monaten ein Votum zu dieser Empfehlung abgeben.
Bislang war die HPV-Impfung für Jungen in den USA nur optional. Anne Schuchat, MD, Direktorin des National Center for Immunization and Respiratory Diseases der CDC begründete die Empfehlung für Jungen mit den schlechten Impfraten bei Mädchen. Ziel sei, die Morbidität durch HPV in der Gesellschaft insgesamt zu senken. Vorteil für Jungs sei die Vorbeugung von Krebsvorstufen am Anus und von Genitalwarzen. Jungen zu impfen, würde etwa $24,000 bis $62,000 pro "Quality-adjusted life year" kosten, heißt es in der Pressemeldung. Diese Kosten würden noch größer, wenn sich mehr Mädchen impfen ließen. (HTR)
Letzte Änderung: 2011-10-28 10:21:26
18.11.2011
Vorankündigung: 3. Eurovaccine (2011)
Am 5. Dezember 2011 findet voraussichtlich von 8:30 bis 16:30 Uhr zum dritten Mal die Konferenz "Eurovaccine" statt, die vom Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) in Stockholm ausgerichtet wird. Internationale Impfexperten werden nach Stockholm eingeladen und referieren über die verschiedensten Themen. Die Konferenz kann nach Voranmeldung kostenlos live per Webcast verfolgt werden: http://ecdc.europa.eu/EN/EUROVACCINE/Pages/call_posters.aspx. (HTR)
Letzte Änderung: 2011-11-18 08:39:57
12.12.2011
Berichtsband der 2. Nationalen Impfkonferenz erschienen
Teilnehmer der 2. Nationalen Impfkonferenz (http://www.nationale-impfkonferenz.de/) erhalten in diesen Tagen den Berichtsband zugesandt. Auf 204 Seiten sind Vorträge, Diskussionen, Workshops und Poster der Veranstaltung vom 8. und 9. Februar 2011 ausführlich dargestellt. Eine sehr lesenswerte Übersicht zu Grundsatzfragen und ein reichhaltiges Nachschlagewerk z.B. zum neuesten Stand bezüglich "Impfungen und Schwangerschaft". Interessenten an weiteren Exemplaren senden bitte einen adressierten Rückumschlag an Prof. Kouros, Olgastr. 117, 70180 Stuttgart. (HTR)
Auszüge aus der 2. Nationale Impfkonferenz im Impfbrief:
Nationaler Impfplan soll Ende Juni beschlossen werden
Grundlegende Daten für Entscheidungen in unserem Gesundheitssystem
2. Nationale Impfkonferenz - ausgewählte Vorträge und Poster Teil 1
2. Nationale Impfkonferenz ausgewählte Vorträge und Poster - Teil 2
Maserneliminierung - Was kommt auf Deutschland zu?
Letzte Änderung: 2011-12-12 11:02:55